16. Int. Neckar Open – 05.-09.04.12 in Deizisau (D)

16. Int. Neckar Open - 05.-09.04.12 in Deizisau (D)

Wie jedes Jahr pilgerten wieder mehr als 750 Schachverrückte aus über 20 Nationen zum wohl härtesten Schachturnier der Welt,  – 9 Partien in 5 Tagen!  Unter diesen befanden sich sage und schreibe 95 Titelträger! Trotz geringer österreichischer Beteiligung waren wieder einige Stammgäste aus Tirol vertreten. Unter anderem Trainer der Tiroler Schachschule: FM Gatterer Florian, Burschowsky Matthias, Sucher Hannes, Lins Philipp und Sovago Philipp (aka Dr. Schiwago).

Nach stundenlanger Irrfahrt im Landkreis Esslingen schafften wir es doch noch rechtzeitig ans Brett. Während Florian, Matthias und Hannes mühelos ihrer Favoritenrolle gerecht wurden, hatte Philipp L. gegen IM Stets (2468) stets eine ausgeglichene Stellung und konnte nach fünf Stunden in ein forciertes Remisendspiel abwickeln. Was dort noch keiner erahnt hatte, blieb das der einzige halbe Punkt gegen einen favorisierten Titelträger von allen Tirolern zusammen…

Trotz später Stunde (0:00 Uhr) wurde noch bis nach 3 Uhr voller Euphorie analysiert. Nach knapp 4.5 h Schlaf mussten jedoch schon wieder alle Kräfte für die 2. Runde mobilisiert werden. Besonders Matthias hatte mit GM Etienne Bacrot (2706), dem einst jüngsten Großmeister der Welt, ein schweres Los gezogen. Beflügelt von der Tatsache gegen die Nr. 32 der Welt spielen zu dürfen, brachte Matthias den Franzosen ordentlich ins Schwitzen. Nach einem fragwürdigen Bauernopfer und dem darauffolgenden Figurenopfer, hatte Matthias das Remis auf dem Brett. Aber seht selbst…

Bacrot, E (2706) – Burschowsky, M (2229)

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 Lb4+ 4.Sbd2 b6 5.a3 Lxd2+ 6.Dxd2 Lb7 7.e3 0–0 8.Le2 d6 9.b4 Sbd7 10.Lb2 Se4 11.Dc2 f5 12.Td1 De7 13.d5 e5 14.0–0 a5 15.Se1 Dh4 16.Ld3 Lc8?! 17.f3 Sg5 18.Lxf5 g6 19.Ld3 Sf6 20.e4 Ld7 21.b5 Tf7 22.Le2 Taf8 23.Sd3 Sfxe4! 24.fxe4 Dxe4 25.Txf7 Txf7 26.Tf1 …

Mit welchem Zug hätte Matthias (mit Schwarz am Zug) das faszinierende Remis gegen Bacrot erzwingen können?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Matthias zog 26. … Lh3 und drohte einzügig Matt auf g2. Sein Gegner deckte mit Ld1 und nachfolgendem Se1 ab und konnte in eine bessere Stellung abwickeln und schließlich gewinnen.

Die Lösung ist 26. … Sh3+!! mit forciertem Remis durch Dauerschach.

(1) 27. Kh1 Sf2+ und Weiß bleibt nur Kg1 mit Remisschaukel, da Txf2 sofort verliert.

(2) 27. gxh3 Lh3 28. Tf2 Txf2 29. Kxf2 Dh4+ mit Dauerschach.

Schade, das wäre wohl eine der größten Überraschungen beim ganzen Open und ein tolles Andenken für Matthias gewesen. Hiermit hätte er auch seinen 30.ten Geburtstag belohnen können, der ihn am 07.04. zum Mannovsky machte! Nichts desto trotz erreichte er schlussendlich 5 Zähler.

Aber weiter geht’s:

Während sich alle Tiroler mit mindestens einem halben Punkt aus den ersten 3 Runden erfreuen konnten, musste sich Dr. Schiwago mit einer großen Rochade (0-0-0), das heißt mit drei Verlustpartien in Folge, abfinden. Anschließend konnte er noch aus den verbleibenden 6 Partien 3 Punkte erzielen und somit seine Ehre retten. Aber er fand vermutlich schon heraus, auf welchem Gebiet er noch was tun müsste… oder? Turmendspiele mit einem Bauern weniger sind nicht zwangsläufig Remis 😉

Hannes zeigte bei einigen Partien was in ihm steckt und konnte mit seinen überaus taktisch angelegten Stellungen trumpfen. Jedoch konnte er nicht an die Leistungen vergangener Open in Deizisau anknüpfen und hatte am Ende wie auch Philipp L. 4.5 aus 9 Punkten auf seinem Konto.

Auch Florian wurde öfters die Favoritenrolle aufgebürdet, was ihm streckenweise auch gut lag. Er ließ dann etwas locker und blieb am Ende unter seiner gewohnten Performance. Er, angereist als bester „Tiroler“, hätte sich vermutlich etwas mehr erwartet. Vielleicht lag ihm der harte Modus mit zwei Partien pro Tag nicht. Allerdings ergatterte er immerhin 5 Punkte.

Noch ein paar Worte zu den restlichen Tirolern:

Christian Praxmarer, vom SK Pradl und Christian Hengl vom SK Rochade Rum konnten nicht an ihre Leistungen und ihr Können, was sie diese Saison mehrmals in der Tiroler Landesliga vorgezeigt haben, anknüpfen und mussten am Ende des Turniers ein paar Elo ablegen.

Norbert Kranewitter, vom SPG Kufstein, stieg sogar etwas verfrüht aus dem Turnier aus… Wenn es nicht läuft, läuft es nicht…

Last but not least kämpfte auch die junge Anna-Lena Schnegg vom SK Landeck mit, blieb aber auch unter ihrer Performance.

Was vielleicht noch erwähnt werden könnte, nicht ganz unwichtig, das Open gewann der Franzose GM Istratescu Andrei mit 7.5 Punkten aus 9 vor GM Shanava Konstantine. Auch mit am Start war Österreichs beste Dame, IM Moser Eva. Sie spielte ein solides Turnier und konnte am Schluss Rang 25 und den Preis für die beste Dame gewinnen.

Wer noch in den Genuß von mehr Partien, Bilder, Videos oder dergleichen kommen möchte, wird an dieser Stelle auf die Homepage des Turniers verwiesen:

Neckar Open

 

Hier noch ein paar Impressionen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hannes beim Grübeln…

Am Abend haben wir nach dem stressigen Tag ein gemütliches Bier verdient. Von links nach rechts: Philipp L., Hannes, Philipp S. aka Dr. Schiwago und Christian Praxmarer, der die Analysen-Fortschrittstabelle im Hintergrund anfertigte und betreute.

 

Matthias hatte leicht Lachen, er spielte ein gutes Turnier. Die zwei Philipp´s nahmens aber locker 😉



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